Wie das Jerusalemhaus die Literaturgeschichte beeinflusste

JerusalemhausDas Jerusalemhaus im hessischen Wetzlar fällt architektonisch sofort ins Auge. Es ist nicht unbedingt das rote Fachwerk mit dem weißen Gefache, das durchausüblich für Fachwerkbauten im Westerwald und Taunus ist, sondern der Doppelerker, der dem Haus sein charakteristisches Äußeres gibt. In sich wirkt das Haus krumm und schief. Das liegt sowohl an den mit Schiefer eingedeckten, unterschiedlich hohen Dachstühlen, die den Eindruck vermitteln, dass es sich um zwei verschiedene Häuser handele, als auch an den unterschiedlich gestalteten Erkern. Beide sind zwar gleich hoch, doch unterscheidet sich ihr Fachwerk deutlich. Auch sind beim rechten Erker die Eckständer mit schwarzen Schnitzereien verziert, während der linke denkbar schlicht gehalten ist.

Einst wurde das Haus "Wincklersches Haus" genannt. Das lag aber nicht an dem verwinkelten Äußeren - die charakteristischen Doppelerker erhielt das Haus erst bei einer Erweiterung im Jahr 1740. Namensgebend war der Buchdrucker Georg Ernst Winckler, der das Haus 1694 als Wohnhaus erwarb und im angrenzenden Hinterhaus die erste Druckerei des Wetzlars einrichtete. Das war vor allem ein lohnendes Geschäft, weil 1693 das Reichkammergericht von Speyer nach Wetzlar umzog und das Gericht viele Formulare und Drucksachen benötigte. Im Zuge dessen zog es in den folgenden Jahren viele Juristen nach Wetzlar.

Auch aus literaturgeschichtlicher Sicht ist es eines der bedeutendsten Häuser Deutschlands. Denn einer der Juristen, die dem Ruf nach Wetzlar folgten, war Karl Wilhelm Jerusalem, der sich im Alter von 25 Jahren das Leben nahm. Nun mögen sich viele fragen, wer das denn war. Mit 25 Jahren haben die wenigsten Juristen Aufsehenerregendes geleistet. Doch und manch einem klingelt es im Hinterkopf und Erinnerungen an die Schulzeit werden wach: "Freitod? Wetzlar? Da war doch was." Denn auch ein anderer junger Jurist weilte zu dieser Zeit in Wetzlar. Johann Wolfgang von Goethe verdiente sich als Advokat seine Brötchen. Karl Wilhelm Jerusalem und vor allem sein selbstgewähltes Ende sind ein historisches Vorbild von Goethes Erfolgs-Roman " Die Leiden des jungen Werthers".

Aus diesem Grund beheimatet das Haus am Schillerplatz 5 (der damals selbstverständlich auch noch anders hieß) heute die Gothe-Werther-Sammlung, die historische und aktuelle Ausgaben des Romans in sämtlichen Sprachen beinhaltet. Die Räume sind mit historischen Möbeln und Dokumenten ausgestattet und vermitteln einen Eindruck vom unglücklichen Leben des Karl Wilhelm Jerusalem.

Foto: Stefan Flöper, CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons

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