Das Junkerhaus, ein Gesamtkunstwerk aus Holz

Fachwerkhaus in Lemgo im Lipperland

Deutschlands ungewöhnlichstes Fachwerkhaus steht in Lemgo im Lipperland. Und es zieht Touristen in Scharen an - wie das Hundertwasserhaus in Wien. Karl Junker, der Erbauer dieses Fachwerkhauses, war gelernter Tischler, studierte dann Malerei und Architektur, lebte einige Jahre in Rom - und versetzte dann die Bürger seiner Heimatstadt Lemgo in anhaltendes Erstauenen und Kopfschütteln.

Fast wie ein überdimensionales Vogelhaus mutet einem das 1889 begonnene und bis 1912, dem Todesjahr seines Erbauers, unermüdlich bis ins kleinste Detail gestaltete und verzierte Junkerhaus an. Skurril, unheimlich, merkwürdig, seltsam - das alles sind Attribute, die dem Betrachter bei diesem eigen- und einzigartigen Bau in den Sinn kommen. So ergeht es dem Werk des bärtigen Junker wie dem des bärtigen Hundertwasser: es ist unmöglich, sich seiner Faszination zu entziehen.

Fachwerkhaus in Lemgo im Lipperland

Was Junker hier geschaffen hat, ist ein Gesamtkunstwerk der ganz besonderen Art. Der zweistöckige Fachwerkbau mit Backsteinsockel und quadratischem Grundriss ist über und über verziert mit Pilastern und Gesimsen aus geschnitzten Brettern und Leisten. Die ornamentale Ausgestaltung setzt sich im Innern des Hauses fort. Von Junkers enormem Schaffensdrang zeugen außerdem Möbel, Holzskulpturen und nahezu 900 Gemälde und Skizzen.

Fachwerkhaus in Lemgo im Lipperland

Die Idee des Gesamtkunstwerks findet sich bei Junker nicht nur in dem gleichwertigen Miteinander von Architektur und Innenarchitektur, vielmehr vollzieht sich diese auch in der Gestaltung seiner anderen Kunstwerke - vor allem bei seinen Bildern und Rahmen. Was in der heutigen Kunstgestaltung als normal angesehen wird, hat Junker bereits Ende des 19. Jahrhunderts vorgemacht: Bei einer Vielzahl seiner Gemälde sind Bild und Rahmen eine künstlerische Einheit - die Rahmen sind beschnitzt, verziert und farbig gestaltet.

Sein unermüdliches, für seine Zeitgenossen weitgehend unverständlich gebliebenes künstlerisches Schaffen und seine Zurückgezogenheit und Andersartigkeit brachtem ihm in seinem kleinstädtischen Umfeld bald den Ruf eines Sonderlings und Geisteskranken ein. Um sein Leben und seine Arbeit ranken sich seither zahlreiche Legenden. Dass bei Künstlern die Trennlinie zwischen Genie und Wahnsinn sehr dünn sein kann, weiß man spätestens seit van Gogh.

Heute ist die Stadt Lemgo stolz auf ihren Sohn; das Junkerhaus ist städtischer Besitz und Museum. Der niederländische Staat hat zu Lebzeiten von Vincent van Gogh keine Gulden für dessen Werke locker gemacht. Heute verehrt man ihn als eine Art Nationalheiligen. Wenn Junker schizophren war, wie psychiatrische Schlauberger ab 1920 analysierten, mag man wünschen, dass es noch mehr solcher Schizophrener gibt, die uns Normale in eine andere Welt entrücken.

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