Wie das „Ohrfeigenhaus“ zu seinem Namen kam

OhrfeigenhausDass dieses Haus im thüringischen Treffurt einst als Statussymbol dienen sollte, erkennt man nicht nur an der für damalige Verhältnisse hohen Stockzahl. Als das Gebäude 1608 erbaut wurde, waren drei Vollgeschosse wirklich keine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus erkennt man den Charakter des Hauses an dem aufwändig verzierten Fachwerk. Die Füllgefache und Rähmholze sind mit Schnitzereien und Bemalungen versehen und auch die Fußbänder im zweiten Obergeschoss sind mit gestalterisch ansprechenden aber – was die Statik angeht – unnötigen Einkerbungen bedacht. Der schmucke Erker ist zwar auffällig, doch für die Funktion des Gebäudes vollkommen überflüssig. Denn anders als der Erker an dieser Stelle vermuten lässt, handelt es sich nicht um ein militärisches Gebäude oder um ein Rathaus, das mit einem Turm die Bedeutung des mittelalterlichen Städtchens hervorheben sollte. Auch war es mitten in der Stadt nicht nötig, Bogenschützen eine strategisch günstige Position zu bieten – es sei denn der Bauherr hatte eine leise Vorahnung, was noch kommen sollte. Denn derart dominante Häuser mit solch reich verziertem Fachwerk kennt man eher von städtischen Gebäuden oder von Wohngebäuden wohlhabender Kaufleute. Nun wollte der Erbauer aber weder ein neues Amtshaus errichten noch war er ein reicher Kaufmann.

Tatsächlich handelte es sich um das Privathaus des Amtmannes Bley. Von Bescheidenheit hielt der Amtmann nicht viel – und das ist Teil des Problems und Ursache für den Namen des Hauses. Als er seinen fürstlichen Vorgesetzten fragte, ob er sich im städtischen Wald ein paar Bäume für den Bau seines Privathäuschens schlagen dürfe, ließ er nicht durchblicken, in welchen Dimensionen er dachte. Der Vorgesetzte ging von einem einfachen, für Amtmänner üblichen Wohngebäude aus und erteilte ihm die Erlaubnis. Als der Vorgesetzte eines Tages nach Treffurt kam und den Protzbau sah, setzte es eine schallende Ohrfeige für den Amtmann Bley. Diese hat solch einen Eindruck bei Bley und der Bevölkerung hinterlassen, dass das Haus von nun an nur noch „Ohrfeigenhaus“ genannt wurde.

Aber wie es so häufig ist: Die in Bauwerken manifestierte Großmannssucht von einst ist heute – soweit sie nicht zur Ruinen verkam – eine Sehenswürdigkeit und mitunter sogar Aushängeschild einer Stadt. Da unterschiedet sich die Stadtentwicklung von damals nicht wesentlich von der heutigen. So ist die kleine Stadt im Werratal nicht nur um eine Anekdote reicher, sondern auch um ein schönes Gebäude, zu dem jeder in Treffurt etwas erzählen kann.

Foto: Michael Sander (Own work), CC-BY-SA-3.0, via Wikimedia Commons

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