Gut Ding will Weile haben:
Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod

"Ich bin in Mönchengladbach in einem uralten Fachwerkhaus großgeworden", erzählt Herbert Hoffmann, der gerade im Zentrum einer niederrheinischen Kleinstadt ein wunderschönes Fachwerkhaus saniert, "vielleicht war das der Grund, dass ich vor ein paar Jahren beschlossen habe, dieses Haus von Grund auf zu renovieren." Doch gut Ding will Weile haben: das Haus war vor etlichen Jahren einmal in zwei Hälften geteilt worden und so konnte Hoffmann vor sieben Jahren erst einmal nur die eine Hälfte des Gebäudes kaufen. Vor vier Jahren dann wurde er auch Besitzer der anderen Hälfte und konnte mit den Planungen für die Sanierung beginnen. Zunächst machten sich Herbert Hoffmann und sein Architekt an die Bestandsaufnahme, überlegten, was geändert werden und was bleiben sollte. "Als erstes stand fest, dass die beiden Haushälften wieder zu einem kompletten Haus zusammengefügt werden sollten", erinnert sich Hoffmann, "danach haben wir überlegt, welche Zwischenwände weg mussten und welche für die Raumaufteilung sinnvoll wären."

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Das Fachwerkhaus heute

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Der Balken über dem Eingang

Schon früh setzten sich die beiden mit der Oberen und der Unteren Denkmalbehörde zusammen: "Das war in der Anfangsphase sehr zeitaufwendig, schließlich saßen da insgesamt vier Parteien am Tisch. Bei den Gesprächen mit den Denkmalbehörden ist es in jedem Fall wichtig, gleich von Anfang an Vertrauen aufzubauen. Wenn die Leute dort mitbekommen haben, dass man vorhat, möglichst viel der alten Substanz zu erhalten, ist die Zusammenarbeit direkt viel problemloser", weiß Hoffmann aus eigener Erfahrung. Trotzdem kamen er und sein Architekt um den einen oder anderen Kompromiss nicht herum: "Eigentlich wollten wir Gasbetonsteine für die Mauern verwenden, die Denkmalpflegerin wollte Lehm - da haben wir uns schließlich auf Poroton geeinigt."

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Übergang zwischen
Alt (oben) und Neu

Schließlich stellte Hoffmann den Bauantrag, der dann auch prompt genehmigt wurde. Im Mai 1998 begannen schließlich die Sanierungsarbeiten.

Zum Teil waren noch alte Möbel in den Räumen stehen geblieben, die erst einmal entsorgt werden mussten. Danach starteten dann die eigentlichen Arbeiten und schon früh gab es die erste wenig erfreuliche Überraschung:

"Die Außenwände des Hauses waren ja komplett verputzt. Als wir den Putz abgeschlagen hatten, sahen wir zum ersten Mal, wie sehr das darunter liegende Fachwerk gelitten hatte." Die Balken zerbröselten praktisch von alleine und so mussten rund ums Haus praktisch alle Balken in Bodennähe durch neues Eichenholz ersetzt werden.

Wie aufwendig Hoffmann sein Fachwerkhaus saniert, zeigt, wie er mit der Schiefe des Gebäudes umging. Im Lauf der vergangenen 400 Jahre (das Haus wurde 1583 erbaut und vor etwa 200 Jahren durch einen Erweiterungsbau vergrößert), war ein Teil des Gebäudes nämlich um mehr als 20 Zentimeter abgesackt. Anstatt - wie üblich - den Boden einfach auszugleichen (mit dem Nachteil, dass die Decke an einer Seite niedriger ist als an der anderen), ging Hoffmann einen anderen Weg: "Den abgesackten Bereich haben wir hydraulisch angehoben und anschließend untermauert." Danach war zwar der Boden endlich wieder waagerecht, aber windschief war das Gebäude trotzdem noch, weswegen auch die Balken in den Wänden durch Stahlstreben geradegezogen wurden. Besonderen Wert legte der Bauherr darauf, alte Baustoffe wiederzuverwerten. Die Backsteine beispielsweise, mit denen der Kamin und heute überflüssige Wände gemauert waren, wurden gereinigt und für Trennwände verwendet. Ein Teil ist noch übrig. Der wird später als Bodenbelag des Gewölbekellers verwendet. Saubergemacht und wiederverwendet wurde auch ein Großteil der Balken, die die Decke bilden. "Leider konnten wir aber auch dabei nicht mehr alle Holzteile verwenden. Zum Teil mussten wir neue Eichenbalken einsetzen, zum Teil haben wir die alten wieder eingebaut und von oben verstärkt, damit das alte Holz die Last besser aufnehmen kann", erläutert Hoffmann.

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Flechtwerk in einer Zwischenwand

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Alte Steine in neuer Wand

Alles in Allem konnte Hoffmann einen Großteil der alten Substanz weiterverwenden: Rund 70 Prozent, so schätzt der Bauherr, wurden nach einer gründlichen Reinigung und Prüfung wieder eingesetzt. Die Ausnahme bildete dabei der Dachstuhl: "Der stammte aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, stand daher also nicht unter Denkmalschutz und war insgesamt in einem beklagenswerten Zustand", beschreibt Herbert Hoffmann, "als der abgerissen wurde, brodelte in der Stadt natürlich sofort die Gerüchteküche.

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
Zufallsfund Brunnena

Da haben die Leute behauptet, das Haus werde abgerissen." Doch stattdessen gingen die Arbeiten weiter.

Im Garten hinter dem Haus begannen die Ausschachtungsarbeiten für die Erweiterung des Kellers und die bescherten dem Hausherrn die nächste große Überraschung: Der Baggerführer stieß nämlich gleich zu Anfang auf den alten Brunnen des Hauses. "Aus einer uralten Urkunde wussten wir zwar, das es am Haus einmal einen Brunnen gegeben hat, aber dass der noch unterirdisch erhalten war, hatten wir nicht geahnt", so der erstaunte Hoffmann. Der Brunnen steht so günstig, dass er bei der zukünftigen Nutzung des Kellers nicht stört. Er soll vom Keller aus weitestgehend sichtbar bleiben und auch wieder nach oben zum geplanten Biergarten hin verlängert werden.

Genutzt werden soll das Gebäude übrigens nach der Fertigstellung (geplant: Mai 2000) nicht als Wohnhaus für die Familie Hoffmann: Der Bauherr möchte ein Café oder ein Restaurant mit einem kleinen Biergarten in dem Gebäude installieren. Im Erweiterungsbau wird ein Tiffany-Laden eröffnen. Unterm Dach entstehen zu guter Letzt doch noch zwei Wohnungen, von denen die eine für den Pächter des Cafés gedacht ist.

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
freigelegte Innenwand

Herbert Hoffmann und sein Fachwerkhaus-Kleinod
400 Jahre alte Holzbalken

Doch bis dahin ist es noch ein gutes Stück Arbeit. Zwar glänzt das Haus schon durch seinen neuen, schwarz-weißen Anstrich, aber es fehlen noch alle Fenster, die grünen Fensterläden und fast der komplette Innenausbau. "In Parterre wird Fußbodenheizung verlegt, in den übrigen Räumen kommen normale Heizkörper", erzählt Hoffmann. Die Heizkosten dürften sich nach dem Umbau übrigens deutlich reduzieren, schließlich bestehen die ursprünglich zehn bis 12 Zentimeter dicken Außenwände jetzt aus doppelt so dickem Poroton. Einiges zur Dämmung beitragen dürften auch die Sprossenfenster mit Doppelverglasung. "Bei 30 bis 40 Fenstern ein Posten, der ganz schön ins Geld geht", meint der Bauherr, "normale Fenster wären zwar deutlich preiswerter, sehen aber auch längst nicht so schön aus." Doch fehlende Fenster hin, fehlende Innenausstattung her - schon jetzt sind die Reaktionen auf das herausgeputzte Fachwerk-Kleinod überwältigend: "Die Nachbarn sind begeistert", freut sich Herbert Hoffmann, "und es ist einfach toll, wenn man im Haus arbeitet und durch die offenen Fenster hört, was die Passanten von der Sanierung denken. Die Leute brechen zum Teil in wahre Begeisterungsstürme aus." Und das schon bei einem Rohbau. Auf die Reaktionen zur Einweihung darf man also gespannt sein...

    Angebote unserer Partner

    fertighaus-Logo Jetzt ein Fertighaus oder Holzhaus bauen - mit Fertighaus.de! Jetzt ein Fertighaus oder Holzhaus bauen - mit Fertighaus.de! Jetzt ein Fertighaus oder Holzhaus bauen - mit Fertighaus.de! schließen