Das Hofmeierhaus als Ausdruck einer Epoche

Fachwerkhaus in Otterndorf an der Nordsee

Am Oslebshauser Park im ehemals ländlichen Bremer Vorort Oslebshausen steht ein Haus, das Nicht-Bremern wegen seiner Mischung aus Fachwerk- und Schweizerhaus merkwürdig vorkommt. Einmal wegen der Stilvermischung, zum anderen wegen zweier großer Tore (rechts im Bild), bei deren Anblick man rätselt, ob es sich um Scheunen- oder Garagentore handelt. Weder noch - es sind Remisentore. Remise? Remisen sind normalerweise Anbauten, in den die hohen Herrschaften ihre Kutschen unterstellten, als man noch nicht mit dem PKW fuhr, weil dieser noch nicht erfunden worden war.

Blick zurück: Wir befinden uns im Jahre 1891. Der Bremer Kaufmann Wilhelm August Korff ist zum Großindustriellen aufgestiegen. Mit dem "Kaiseröl", einem explosionssicheren Leucht-Petroleum, ist seine Firma in ganz Deutschland bekannt geworden. Nun lässt er sich von dem bekannten Architekturbüro "Gildemeister & Sunkel" eine angemessene und repräsentative ländliche Villa samt Nebengebäuden entwerfen. Die Villa zeigen wir aber nicht im Bild, sie ist architekturgeschichtlich nur von geringem Interesse.

Fachwerkhaus in Otterndorf an der Nordsee

Um 1890 stand der Historismus in voller Blüte, der Jugendstil entwickelte sich. Man baute Villen wie Trutzburgen, vermen­gte das alles aber auch mit Heimattümelei, Klassizismus oder gar Rokoko. Fachwerk-Erker hier und da oder ganze Obergeschosse in Fachwerk - sogar im Tudor-Stil - alles keine Seltenheit, zumal nicht in Bremen, wo zahlreiche Villen die Kriegsjahre überdauert haben.

Bei dem hier abgebildeten Haus handelt es sich um ein "Hofmeierhaus", in Bremen auch keine Seltenheit. Hier wohnte der Verwalter des großen, von einem Park umsäumten Anwesens. Und es "wohnten" in dem Haus auch die Kutschen des Herrn Korff. Hofmeierhäuser sind im Bremen des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf jedem größeren Landsitz zu finden. Die dekorative Verbindung von Schweizer- und Fachwerkelementen ist dabei ganz normal. Die Gebäude waren damals, im Gegenatz zu den Villen, das ganze Jahr über bewohnt, damit der Verwalter stets nach dem Rechten sehen konnte, wenn die Herrschaften an der Riviera weilten.

Fachwerkhaus in Otterndorf an der Nordsee

Das Wohnhaus der Korffs, die "Villa Agathe", wurde stark zu ihrem Nachteil verändert. Nur das Hofmeierhaus hat als Ausdruck einer Epoche fast unverändert überlebt. Heute werden Villa und das Hofmeierhaus als Sonderschule genutzt.

Da Bremen viel ähnliches Bauwerk hat, kommt dort niemand auf die Idee, das Hofmeierhaus unter Denkmalschutz zu stellen. Mutmaßlich wäre auch kein Geld vorhanden, das Gebäude, bei dem eine Türe und ein Fenster zugemauert worden sind, zu sanieren. Immerhin hat uns das Landesamt für Denkmalpflege mit dem baugeschichtlichen Hintergrund dieses Anwesens versorgt. Dafür geht ein Dankeschön zur Bremer Behörde und insbesondere an Herrn Dr. Kirsch.

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