Fachwerk-Romantik am Beispiel eines Kötterhauses
Am Rande des Teutoburger Waldes, da wo Hermann der Cherusker die Legionen des Feldherrn Varus vernichtet haben soll, liegt die Gemeinde Augustdorf in der sog. Sennelandschaft. Die hat einiges zu bieten und dazu ein Kleinod, das mancher übersieht: Ein Fachwerk-Kötterhaus, wie es sich romantischer kaum darstellen könnte. Rund 75 % des Augustdorfer Gemeindegebiets ist Naturschutzgebiet, wobei die Rommel-Kaserne, eine der größten Garnisonen der Bundeswehr, einerseits Kaufkraft in die Gemeinde bringt, andererseits aber in einer weniger attraktiven Landschaft besser aufgehoben wäre.
Doch bleiben wir bei dem kleinen Fachwerkhaus, das so schön „eingegrünt“ ist, wie die Stadtplaner sagen. Es ist ein typisches Beispiel für das, was die meisten Ausländer unter einem romantischen „German house“ verstehen. Es war einst Wohnhaus einer Kötterfamilie und „Kötter“, das waren damals Kleinbauern, die hinter ihrem Miniaturhof ein paar Hühner und zwei oder drei Schweine hielten, vom Bauerngarten mit Rotkohl oder Schwarzwurzeln ganz zu schweigen.
Das Haus hier auf dem Foto ist ein vierständiger Fachwerkbau mit einer Mitteldeele, einer größeren Diele inmitten des Bauwerks und einer Kübbung an der linken Traufseite. „Kübbung“ lässt sich am besten erklären mit einem Seitengang oder Seitenflügel. Der Torbogen hat keine Inschrift, was sich daraus erklären lässt, dass das Fachwerkhaus erst Ende des 18. Jahrhunderts gebaut und der damalige Kötter kein Geld für Ausschmückungen hatte. Bei den spätmittelalterlichen Fachwerk-Patrizierhäusern, wie man sie noch in manchen Städten findet, waren farbige ausgemalte Schnitzereien hingegen fast obligatorisch.
Genau diese Schlichtheit ist es aber, die dieses Kötterhaus aus Fachwerk so liebenswert-romantisch macht.
Foto: www.augustdorf.de