Glasmalerei: mit Licht eine besondere
Atmosphäre schaffen
Wirr, bunt, leuchtend - so erscheint dem Betrachter auf den ersten Blick die Glasmalerei. Die glitzernden, strahlenden, filigranen Mosaike aus Farben und Formen, die man zumeist in Kirchen aber auch in anderen älteren Gebäuden findet, sorgen für ein gedämpftes Licht und die ganz besondere Atmosphäre. Definitiv seit dem 12. Jahrhundert, als Mönch Theophilius in der "Schedula" die Technik beschrieb, wird die Glasmalerei eingesetzt - kein Wunder, dass es mittlerweile eine große Zahl von Kunstwerken gibt, an denen der Zahn der Zeit seine unübersehbaren Spuren hinterlassen hat und die auf Ihre fachmännische Restaurierung warten.
"Bleimesser" ist das wichtigste Werkzeug
Glasmalerei an der Werkstatt von Thomas Körner
Thomas Körner, Inhaber der gleichnamigen Dresdener Glaswerkstatt, ist einer der wenigen, die die alte Kunst beherrschen, mit farbigem Glas zu "malen". Dabei arbeiten er und seine Mitarbeiter noch mit den selben Werkzeugen, wie ihre Vorgänger vor 600 Jahren: Die Arbeitsweise hat sich praktisch kaum geändert, einmal abgesehen davon, dass es heute elektrische Lötkolben und bereits vorbereitete Bleiprofile gibt. Körners wichtigstes Werkzeug ist jedoch nicht der Pinsel, sondern das "Bleimesser", das gleichzeitig als Messer, Hammer und Zange dient.
Schönes Beispiel für eine kunstvolle Bleiverglasung
Schwarzlot und Silbergelb für den Feinschliff
Glasmalerei hat ? anders als das Wort vermuten lässt ? eigentlich nicht ganz soviel mit Malen auf Glas zu tun, vielmehr geht es in erster Linie um den geschickten Einsatz von massiv gefärbten Glasstücken. Die einzelnen Stücke sind dabei durch ein h-förmigen Bleiprofil miteinander verbunden. Das Blei übernimmt dabei zwei Funktionen: Es gibt der Glasmalerei konstruktiven Halt und gleichzeitig bietet es dem Künstler eine Möglichkeit zur graphischen Gestaltung seiner Motive. Natürlich können nicht alle Details in Blei gebogen werden. Beim "Schaffen" von Gesichtern, Händen oder bei den Farben der Gewänder tauscht der Glasmaler denn auch sein Bleimesser gegen Farbe und Pinsel und gibt seinem Werk mit Schwarzlot und Silbergelb den letzten Schliff.
Restaurierung ist wichtiges Standbein
Doch neben Neuanfertigungen mit mundgeblasenen Echt-Antikgläsern, handgewalzten Tischkathedral-, Opal- oder gezogenen Ornamentgläsern ist die Restaurierung alter Bleiverglasung ein wichtiges Standbein für Thomas Körner. Die Liste der Gebäude, deren Bleiverglasung und Glasmalerei seine Firma liebevoll restauriert hat, ist lang und reicht von der Restaurierung der 185 Quadratmeter Bleiverglasung an der Herz-Jesu-Kirche in Dresden bis zu Arbeiten am Landratsamt in Bad Liebenwerda.
Auch Bleiverglasung hält nicht ewig
Auch wenn Bleiverglasung an sich eine ziemlich haltbare Technik ist ? etwa alle 100 Jahre ist eine Überarbeitung fällig, will man nicht den Zerfall und damit den Verlust der alten Schmuckstücke hinnehmen. Speziell in den neuen Bundesländern gibt es zahlreiche Bleiverglasungen aus der Jahrhundertwende, die bisher nicht restauriert wurden. Der Nachholbedarf ist groß, die Probleme sind jedoch heute dieselben wie damals: Die Arbeit der Restaurierer ist sehr aufwendig und damit auch sehr teuer.
Vorsichtig werden restaurierte Fenster wieder neu eingesetzt
Fenster zerfallen oft von alleine
Wie stark die Fenster unter den Umwelteinflüssen nun gelitten haben, zeigt sich oft erst dann, wenn sie aus den Halterungen im Mauerwerk genommen werden. Oft zerfallen die Fenster fast von alleine. Genau das aber versucht der Restaurator zu verhindern, schließlich ist er nach den internationalen Restaurierungsrichtlinien des "Corpus Vitraerum Medii Aevi" (CVMA) gehalten, soviel wie nur möglich von der Originalsubstanz zu erhalten.
Schon beim Ausbau fängt die Arbeit an
"Manchmal finden wir auf den komplett verstaubten Fensterbänken noch einzelne Glasscheiben, die schon vor Jahren aus den Bleifeldern gefallen sind", erläutert Thomas Körner seine Arbeit, "noch vor Ort bezeichnen wir die Bleifelder, verpacken sie sorgfältig und bringen sie in die Werkstatt." Dort werden sie fotodokumentarisch erfaßt und dann geht die Arbeit erst richtig los. Die Glasmalereien werden komplett zerlegt, indem das alte Bleinetz vollständig entfernt wird. Die alten Bleistücke werden vorsichtig so gereinigt, dass das Material nicht beschädigt wird. Gesprungene Stücke werden mit einem Spezialkleber wieder "in Form" gebracht.
Mundgeblasenes Echt-Antikglas
Von total zerstörten oder nicht mehr vorhandenen Glasstücken werden Schablonen hergestellt und durch farblich passendes, mundgeblasenes Echt-Antikglas ersetzt. Das gleich passiert natürlich auch mit fehlenden bemalten Glasstücke. Das Glas wird mit Konturfarbe und Lasur bemalt, und in mehreren Arbeitsschritten im Glasmalofen eingebrannt. Sind die Glasstücke komplettiert, werden sie wieder in neues, gezogenes H-Profil-Blei eingearbeitet, beidseitig verzinnt, auf der Wetterseite spezialverkittet. Zuletzt werden Windeisen angebracht, um die Fenster zu stabilisieren. Danach werden die nun in neuem Glanz erstrahlenden Fenster an ihrem Originalstandort wieder eingesetzt.