Das verrückte Rathaus von Plochingen am Neckar

Plochingen ist in weiten Teilen Deutschlands nur deshalb bekannt, weil der Rundfunk täglich in seinen Wasserstandsmeldungen den Pegelstand des Neckars bei Plochingen bekannt gab. Durchstreift man die Geschichte der Stadt, so hat sich hier nicht mehr und nicht weniger abgespielt, als in vielen anderen historischen Orten. Doch trotz vieler Kriege, die auch Plochingen in Mitleidenschaft gezogen haben, blieben bemerkenswerte Fachwerkbauten erhalten - darunter das 1530 erbaute Rathaus, wobei das Fachwerk in der typischen Form des "Schwäbischen Mannes" ausgebildet ist. Das Rathaus stand ursprünglich am Neckar, wurde aber im Rahmen der Innenstadtsanierung an den Marktplatz "verrückt" - eine gewaltige Aufgabe für die Zimmerleute, die Balken für Balken abtragen, Schadstellen ausbessern und alles am neuen Platz wieder aufbauen mußten.

Sagt man den Schwaben extreme Sparsamkeit nach, so öffnen diese doch ihre Geldbörsen, wenn es um den Erhalt solcher Bauwerke geht. Kurzum: Der "Umzug" wurde auch durch Spenden der Bürger mit finanziert.

Unterschätze man bitte auch nicht die Weltoffenheit einer Kleinstadt wie Plochingen! Denn nicht nur in Wien findet man ein Hundert­wasser­haus, sondern auch in Plochingen, wo Friedensreich Hunder­twasser den Innenhof eines von zwei Plochinger Architekten erbauten Wohn- und Gewerbekomplexes gestaltete. Touristen ohne Zahl pilgern inzwischen nach Plochingen.

Einerseits um die alte Fachwerksubstanz zu bewundern, andererseits um das Hundertwasserhaus zu besichtigen und drittens.... um das von dem Zeichner und Maler Tomi Ungerer gestaltete und 2007 eingeweihte Toilettenhaus "les toilettes" entweder zu bestaunen oder sogar zu benutzen.

Fotos: www.plochingen.de