Die Eheleute Schmitz und der Weg
von der "Hucke" zum Landhaus

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Das Anwesen im Jahr 1922

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Das Anwesen im Jahr 1997

Natürlich dauert die Sanierung eines Fachwerkhauses nicht immer 12 Jahre, aber die Familie Gabi und Ralf Schmitz betrachtete ihren Um-, An- und Ausbau erst dann als abge­schlossen, als auch wirklich die "letzte" historische Innentür bei einem Antiquitätenhändler beschafft, res­tau­riert und eingebaut worden war.

Begonnen hatte die Geschichte 1985 in einer kleinen niederrheinischen Stadt, als die Schmitzens auf ein bäuerliches Anwesen (Baujahr etwa 1790) stießen, das allenfalls durch die Fachwerk-Vorderfront ein gewisses ländliches Flair erahnen ließ. Das zweigeschossige Etwas verdiente die Bezeichnung "Hucke", worunter man am Niederrhein ein nicht gerade ansehnliches Wohngebäude versteht.

Auf einem Foto von 1922 sieht man rechts einen an das Haus angebauten Fachwerk-Stall, der jedoch irgendwann eingerissen wurde und einem gemauerten Anbau Platz machte. So präsentierte sich die "Hucke" 1985 als Gebäude mit Fachwerkfront und gemauerter Giebel- und Rückwand sowie einem steinernen Anbau, an den sich ? zum Garten hin ? ein Erdbunker aus Beton anschloß, dessen Platte als Abstellplatz diente. "Gekrönt" wurde das ganze Anwesen durch ein Dach, das rasiermesserscharf-bündig mit der Außenwand abschloß, um nur ja nicht den Hauch einer architektonischen Gestaltung aufkommen zu lassen.

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Freilegung des FW

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Wohnraum heute

Die Schmitzens mussten sich Anspielungen auf ihren Geisteszustand gefallen lassen, als sie dieses 100 qm große Anwesen kauften, bei dem der große Garten als einziger Lichtblick erschien. Die Käufer begannen zunächst, die gesamte Innenverkleidung heraus­zu­reißen. Die verputzten Heraklith-Decken und Wände verschwanden, das Fachwerk wurde freigelegt - gottlob war es trocken und nicht von Insekten befallen.

Dann wurde im Wohnraum ein "Kachelofen" mit Ofenbank eingebaut mit Zuleitungen in alle Räume. Der Ofen wurde freilich nicht gekachelt, sondern verputzt. Für die Warmwassergewinnung und als Zusatzheizung wurde ferner eine Gasheizung eingebaut. Den Fußboden hatte der Vorbesitzer in den 50er Jahren - man staune - teilweise mit Beton ausgegossen. Diesen mit Preßlufthämmern zu entfernen, wäre dem Fachwerk sicherlich nicht gut bekommen - also ließ man ihn liegen und verlegte Parkett-Dielen. Hierbei wurden Verarbeitungs- und Materialfehler gemacht, sodass nach 10 Jahren ein neuer Dielenboden verlegt werden mußte.

Die Fensterrahmen aus Holz erwiesen sich als gut erhalten, sodass sie aus- und von einem tüchtigen Tischler zu fachgerechten Sprossenfenstern umgebaut werden konnten.

Erhebliche Such- und Restaurierungsarbeit war nötig, um eine stilechte alte Haustür und ebenso stilechte alte Innentüren zu beschaffen. Ralf Schmitz konnte beim Zuschneiden oder auch beim Verbreitern der Türen sein handwerkliches Geschick voll zur Geltung bringen. Hatten die Innenräume nun Gestalt angenommen, so wurde auch die Außenhülle ansehnlicher gemacht. Die verklinkerten Wände wurden weiß beschichtet, die Fachwerk-Frontseite fachgerecht ausgebessert, Terrassen und Wege aus alten Pflastersteinen angelegt. Unter den kritischen Augen der Dorfbevölkerung, die am Niederrhein besonders wißbegierig und mitteilsam ist (Hans-Dieter Hüsch: "Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären"), entstand bis 1986 ein vorzeigbares Gebäude, das 1990 noch einmal aufgewertet wurde, als das Dach nach allen Seiten hin vorgezogen wurde und nun soweit auskragt, dass alle Fassaden regengeschützt sind. Die Fenster hatten inzwischen Klappläden erhalten, deren alte Beschläge sich die Schmitzens auf Antikmärkten zusammengekauft hatten.

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Giebelwand 1985

So gemütlich das Wohn- und Eßzimmer auch war, der Wunsch nach einem geräumigeren Wohnbereich wurde immer größer.

1993 wurde deshalb ein 40 qm großer Anbau mit offenem Zugang vom alten in den neuen Wohnbereich errichtet, hinzu kam eine Doppelgarage mit Satteldach. Der Anbau wurde als Wohnhalle konzipiert mit offen gehaltener Dachkonstruktion.

Zur Straßenseite hin wieder Fenster mit Klappläden, zum Garten eine große Terrassentür mit Sprossen.

Das dieser Anbau nicht nur im Fachwerkstil, sondern auch preisgünstigst mit alten Fachwerkständern und ?schwellen errichtet werden konnte, lag daran, dass Ralf Schmitz einem Bauern das Gebälk einer abrißreifen Scheune für ganze 150 DM abkaufen konnte. Solche Glücksfälle gibt es sicherlich nicht alle Tage, denn für altes Fachwerk ist ? je nach Dicke, Alter und Holzart - 100 bis 200 DM pro lfdm. zu zahlen. Da es sich um alte, gebeilte Ständer, Schwellen und Riegel handelt, wirkt der Anbau nicht als Neubau, sondern so, als hätte er sich immer schon an dieser Stelle befunden.

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Giebel und Anbau 1995

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Fachwerk-Laube auf altem Erdbunker

Für unsere sanierungsinteressierten User zum Abschluß der Hinweis, dass der Anbau zwar einen zweischaligen Aufbau hat (Innenwand Porotonsteine, die Fachwerk-Außenwand mit Hebel-Leichtbetonsteinen ausgemauert), aber ebenso wie die einschalige Wand des Altbaus diffusionsoffen, also ohne Dampfsperre angelegt wurde. Die Schmitzens sprechen von einem ausgezeichneten Raumklima und verweigern im übrigen die Aussage, was der sich über zwölf Jahre erstreckende Aus-, Um- und Anbau gekostet hat.

Der 1997 erfolgte Einbau einer großzügigen Sauna in die Fachwerk-Laube soll die letzte größere Maßnahme gewesen sein. Jedenfalls wurde aus der "Hucke" ein Landhaus-Ensemble mit ca. 175 qm Wohnfläche. Das alles ist umzäunt von einer Buchenhecke, durch die Spaziergänger ab und an spähen, ob die Schmitzens nicht doch wieder mit irgendwelchen Ausbauarbeiten beschäftigt sind.

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